Trailer

Martin Schrüfer,

Mit Weitsicht durch die Krise

Oliver Willms sprach im Exklusiv-Interview mit Christian Renners, CEO von Kögel Trailer, über die aktuelle Krise, Herausforderungen, Wünsche an die Politik und die neue Rolle des High-Tech-Trailers im Gütertransport.

Christian Renners, CEO von Kögel Trailer. © Kögel

Baugewerbe: Herr Renners, Sie führen ziemlich genau ein Jahr als Vorsitzender der Geschäftsleitung den traditionsreichen Trailer-Hersteller Kögel. Wie fällt Ihre Bilanz nach den ersten zwölf Monaten aus?

Christian Renners: Ich bin sehr gerne bei Kögel! Der Esprit des Unternehmens hat viel von Abenteuer- und Pioniertum. Hier gibt es tolle Menschen, die tolle Skills und tolles Know-how zu bieten haben. Hinter diesem neuen Kögel steht natürlich auch der Humbaur-Unternehmensverbund mit seinem enorm großen Produktprogramm, das sich beispielsweise mit Blick auf Baufahrzeuge sehr gut mit dem Angebot von Kögel ergänzt. Das alles hat viel Potenzial und ist nicht unbedingt typisch für die Branche. Wir haben so viel zu bieten – in ganz Europa.

BGW: Nehmen ihre Kunden diesen Spirit und die Produktqualität auch entsprechend wahr? Oder spielen nicht auch die örtliche Nähe und – ganz profan – die Überführungskosten eines Neufahrzeugs eine Rolle bei der Kaufentscheidung?

Renners: Auch heute spielt immer noch die räumliche Distanz zum Kunden eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Das ist ein einfaches kaufmännisches Kriterium. Wir haben mit unserem süddeutschen Standort natürlich bis über die Alpen und nach Osteuropa hin eine sehr gute Ausgangsbasis. Und unsere Käufer sind so schlau, auf das gesamte Produktleistungspaket genau zu achten. Für einen Premiumhersteller bieten wir ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein zunächst im Wettbewerbsumfeld eventuell höherer Anschaffungspreis schlägt sich über die gesamte, oftmals längere Nutzungsdauer eines Kögel-Trailers in günstigeren Lebenszykluskosten nieder. Insbesondere bei Wartungskosten und Wiederverkaufswert punkten Trailer von Kögel. Wer diesen Kostenzyklus versteht, wird auch eine weitere Anlieferfahrt in seine Kalkulation mit einnehmen. Qualität gehört zu unseren wichtigsten Versprechen. So haben wir etwa nicht das Image, dass ein Kögel-Trailer über Gebühr verschleißt. Wir arbeiten mit einer sehr guten Korrosionsschutzvorsorge, die über die gesamte Nutzungsdauer positiv den Kundennutzen beeinflusst. Dadurch ist der Lebenszyklus im Einsatz länger.

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BGW: Was unter rein betriebswirtschaftlichen Aspekten Ihnen nicht unbedingt in die Karten spielt ... unter dauerhafter Haltbarkeit seiner Produkte leidet ja auch ein Unimog-Verkäufer.

Renners: Ein Beispiel aus der Praxis belegt das deutlich. Ich war vergangene Woche bei einem großen Kunden, mit dem wir die Fahrzeugbestellungen für das Jahr 2023 besprechen wollten. Der Einkäufer meinte etwas provokant, er könne sich auch ein Kögel-Fahrzeug aus dem vorhandenen Pool aufbereiten und noch fünf Jahre weiter nutzen. Das spricht für unser Produkt. Und trotzdem wollen wir zusammen mit den Kunden neue Technologie in den Markt bringen, die ihm zusätzliche Nutzen für sein Geschäft verspricht und weiter optimierte Betriebskosten ermöglicht. In der Summe kann man sagen, dass sich Produktinnovationen zusammen mit optimierter Lebensdauer im Einsatz wirtschaftlich auszahlen. Aber auch der Bedienkomfort für die Fahrer muss stimmen. Auf die Menschen und ihr Urteil legen wir sehr großen Wert. Einfache Bedienung, kurze Servicezeiten und hohe Zuverlässigkeit – unsere Kunden meinen: Beim Kögel, da klappt‘s! In diesem Zusammenhang ist es für die Kunden auch wichtig, dass wir das ganze Paket an Mehrwertdiensten anbieten, was wir zur IAA Transportation unter dem Slogan Kögel All-Round dargestellt haben. Wir unterstützen den Kunden schon vor der Beschaffung mit dem individuell geeigneten Finanzierungs- oder Mietangebot über die Telematik und Full-Service-Verträge bis hin zu einem flächendeckenden 24/7-After Market-Service.

BGW: Wobei wohl auch Kögel unter dem Ukraine-Krieg leidet?

Christian Renners im Gespräch mit dem Baugewerbe-Magazin. © Willms

Renners: Natürlich, das ist ein sehr kompliziertes Jahr! Wir kommen über die Runden und müssen in diesen unsicheren Zeiten europaweit zusammenhalten. Was mich immer bestärkt und auch ein Grund war, zu Kögel zu wechseln: Kögel denkt langfristig, Kögel plant langfristig. Wir haben viele Visionen für die Zukunft, und die schränken wir auch nicht in einer kritischen europäischen Gesamtsituation wie heute ein. Wir müssen mit der Krise, mit der Energieknappheit und den daraus resultierenden Konsequenzen klug umgehen. Und wir denken langfristig!

BGW: Auch bei Kögel wird die Lieferkettenproblematik nicht außen vor geblieben sein.

Renners: Natürlich nicht. Die Engpässe bei Fahrzeugelektrik und Elektronik gab es ja auch schon vor dem Krieg in den Jahren 2020 und 2021. Kögel hat aber einen hohen Anteil an lokaler Wertschöpfung mit auf Zentraleuropa ausgerichteten Lieferketten. Und diese Lieferkette schützt uns jetzt. Kögel war immer deutsch-loyal und europäisch-loyal, das zahlt sich jetzt aus.

BGW: Sie hatten vermutlich wie die ganze Branche auch mit Nachforderungen der Lieferanten zu kämpfen?

Renners: Natürlich kam auch das auf uns zu. Das ist verständlich, und wir haben das gemeinsam mit unseren Partnern so gut wie möglich bewältigt.

BGW: Ist aus dem Lieferkettenproblem und den Nachforderungen heute der Druck raus?

Renners: Ich kann Ihnen diese Frage heute nicht beantworten. Das müssten wir eigentlich die Berliner Politik fragen. Das betrifft uns ebenso wie unsere Mitbewerber. Wie sich diese Strategie weiterentwickelt, kann weder ich noch ein anderer Firmenchef Ihnen heute beantworten. Wir fragen seit Wochen unsere Lieferanten, wie es weitergeht. Mit den volatilen Energie- und Rohstoffpreisen kann niemand verlässliche Zusagen machen.

BGW: Woran mangelt es, um wieder auf soliden Wirtschaftskurs zu kommen?

Renners: Wir brauchen Stabilität und Gewissheit. Die Industrie in unserem Land und unserem Kontinent ist stark, die kann was. Aber wir brauchen Stabilität und Verlässlichkeit. Unseren Kunden fehlt genauso wie den Herstellern die Gewissheit, mit welchen Kosten sie beispielsweise in neun Monaten kalkulieren müssen. Wir tun dies heute wie alle anderen auch nach bestem Wissen und Gewissen. Aber wenn Sie zum Beispiel heute noch nicht den Gaspreisdeckel kennen, wie sollen Sie dann langfristig Kundenpreise kalkulieren? Die Politik muss sich schnell um stabile Rahmenbedingungen kümmern!

BGW: Neben der klassischen Rolle als Hersteller von Transporthardware wandelt sich ein Unternehmen wie Kögel auch zum Diensteanbieter mit Telemetrie, Uptime und Servicetools. Verspricht dieses Geschäft abseits von Stahl und Gummi mehr Berechenbarkeit als die Abhängigkeit von internationalen Rohstoffpreisen?

Renners: Wir denken langfristig, und der Kundennutzen steht dabei immer im Vordergrund! Wir haben in diesen Bereich investiert, um diese Technologie dem Kunden näherzubringen. Nach unserem Software-Start-up-Paket bauen wir diese Angebote konsequent mit den Logistikern in der Praxis aus. Diese Angebote werden von den Endverbrauchern auch sehr gut angenommen.

BGW: Kann der Trailer den Trend zur Elektromobilität aktiv unterstützen?

Renners: Beim Thema Stromproduktion durch eine rekuperative Trailerachse sind wir technisch bereit. Der Gesetzgeber verbietet aber bis heute, die dort erzeugte Bremsenergie an die Zugmaschine weiterzuleiten. Auch hier ist die Politik gefragt, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu bieten, damit wir mal vernünftig was für die Umwelt tun können. Das Thema ist technisch kein Problem. Wir haben auf der IAA die mobile Stromversorgung des Kühlaggregats unserer Kühltrailer gezeigt. Das funktioniert alles einwandfrei!

BGW: Kögel und Bau gehören nicht nur auf der bauma zusammen?

Renners: Wir haben ja alles – von 0,6 bis 55 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Das ist das Einzigartige an den beiden Marken unter einem Dach! Kögel und Humbaur – und hier nenne ich ganz klar auch Humbaur mit seinem umfangreichen Produktprogramm – sind stark am Bau. Burtenbach (Kögel) und Gersthofen (Humbaur) bieten sehr viele Synergien und arbeiten in diesem Segment eng miteinander. Kögel baut den Kipper, die neueste technisch weiterverbesserte Variante konnte man auf der bauma in München sehen. Hinzu kommt der universell einsetzbare Kögel-Multi-Baustoffsattel. Humbaur fertigt Tieflader, Maschinentransporter und eine Vielzahl von leichten und mittelschweren Transportfahrzeugen für unterschiedlichste Einsatzzwecke. Damit decken wir alle Einsatzgebiete der Branche vollständig ab.

BGW: Läuft das Baugeschäft weiter so rund wie in den letzten Jahren?

Renners: Wir haben erfreuliche Geschäfte hinter uns. Jetzt steigen die Zinsen, und die Baubranche nimmt sich etwas zurück. Auch hier muss man mit Vernunft und Bedacht abwarten. Im Grundsatz kann man sagen: Die Baubranche hat nach wie vor Bedarf.

BGW: Wird sich Kögel künftig auch neuen Geschäftssparten öffnen?

Renners: Was wir tun, das können wir gut! Und man soll sich auf seine Stärken fokussieren. Bei Kögel ist das Hauptgeschäft der Planenauflieger. Und unser großer Vorteil ist: Wir können den Trockenfrachtkoffer, den Kipper, den Kühler, das Containerchassis und vieles mehr. Wir arbeiten in allen Bereichen an Themen wie Leichtbau, neuen Branchen oder neuen Geschäftsgebieten. Dazu gehört beispielsweise Leichtbau an unseren Trailern. Leider zahlt sich das nicht immer direkt aus. Von der europäischen Gesetzgebung wird bei der Vecto-Bewertung das Gewicht bald eingeführt. Jedoch dürfen nicht nur nutzlastsensible, sondern auch volumensensible Transporte, für die die Nutzlast nicht ausschlaggebend ist, in Vecto berücksichtigt werden. Das ist ansonsten innovationshemmend und nicht im Sinne unserer Kunden. Auch hier hat Kögel ganz klar Wünsche an die Legislative.

BGW: Bleibt Kögel bei seiner südosteuropäischen Orientierung?

Renners: Osteuropa ist ein klassisches Kögel-Absatzgebiet. Dort haben wir seit vielen Jahren einen sehr guten Marktanteil und einen sehr guten Namen in der Branche. Auch in Italien hat sich Kögel eine sehr gute Marktstellung erarbeitet. Nicht nur Unternehmen wie Gruber oder Arcese haben verstanden, dass wir über die Lebenszykluskosten sehr viele Vorteile zu bieten haben. Unsere Dominanz in den Märkten nimmt stetig zu. Wir sind Nummer drei in Deutschland und Nummer drei in Europa und haben noch viel vor!

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