Unternehmensnachfolge
Nachfolger durch Matching
In den vergangenen Jahren ist ein bekanntes Problem im GaLaBau und dem Bauhauptgewerbe deutlich geworden: Die Nachfolge und Übergabe von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist oft nicht geregelt. Im laufenden Tagesgeschäft wirkt der Umstand nicht allzu dringlich, doch ohne eine Auseinandersetzung mit diesem Thema kann eine Management-Lücke schnell zum existenziellen Problem werden. Ein Gastbeitrag von Heiko Meinen und Bernhard Lanz, Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L, Betriebswirtschaft im Bauwesen.
Zum Thema Unternehmensnachfolge gab es bis vor Kurzem noch keine aktuellen Zahlen. Die DIW ECON hat jedoch im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung eine Studie veröffentlicht, die deutlich macht, wie akut das Problem ist. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass eine familieninterne Nachfolge bevorzugt wird. In den vergangenen zehn Jahren blieben fast die Hälfte aller Unternehmensübergaben im Bauhauptgewerbe in der Familie. Weiterhin hat ein Großteil (80 Prozent) aller Befragten angegeben, dass die Übergabe in einem Zeitraum von zwei Jahren stattgefunden habe und hierbei die größte Herausforderung die steuerliche Belastung gewesen sei.
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Fast die Hälfte der Unternehmer hören auf
Die Studie gibt auch Einblicke über künftige Nachfolgen. Bis 2030 wollen sich rund 47 Prozent aller Inhaber aus dem Baugewerbe zurückziehen. Der wesentliche Grund: das Alter. Jeder Zweite dieser 47 Prozent ist jedoch bestrebt, das Unternehmen zu übergeben oder zu verkaufen. Nur neun Prozent der Befragten planen einen Rückzug mit Stilllegung. Hierbei handelt es sich meist um Kleinstunternehmen mit durchschnittlich vier Mitarbeitern. Wesentliche Gründe für eine Stilllegung sind die erfolglose Suche nach einem Nachfolgekandidaten oder eine nicht ausreichende Rentabilität.
In dem Projekt „Jetzt geh ich ins Management“ der Hochschule Osnabrück geht es darum, potenzielle Nachfolger und Bauunternehmer zusammenzubringen und in die Übergabephase zu begleiten. Zunächst soll das Interesse der Studierenden an einer möglichen Unternehmensnachfolge geweckt werden, denn diese erkennen diese Möglichkeit nach Abschluss ihres Studiums meist nicht.
Anbahnung parallel zum Studienabschluss
Durch ein Matchingverfahren werden mögliche Unternehmensnachfolger mit entsprechenden Unternehmern zusammengebracht. Stimmt die „Chemie“ zwischen beiden Parteien, folgt die Einrichtung einer Anbahnungsphase zur Nachfolge parallel mit dem Abschluss des Studiums und die Vermittlung spezieller Fortbildungs- und Beratungsangebote, die auf die Tätigkeit in der Unternehmensführung vorbereiten.
Da bislang Unterstützungsangebote und Informationen gefehlt haben, sind sich die jungen Fachkräfte oft nicht sicher, ob sie zu einer Übernahme in der Lage wären, und halten eine Nachfolge auch aus finanzieller Sicht für unmöglich. Entscheidend ist insofern die Kommunikation, denn der Informationsbedarf ist hoch und die Kanäle sind vielfältig. Die meisten der befragten Studierenden geben an, dass Informationsveranstaltungen gewünscht sind, da persönlicher Austausch und Beratung am besten funktionieren. Auch den Unternehmern ist der persönliche und vertrauliche Kontakt wichtig, der ihnen im Rahmen des Projekts garantiert wird. Ergänzend dazu muss eine regelmäßige Präsenz und Ansprache der Kammern, Innungen, Hochschulen, Meister- und Technikerschulen sowie bei regionalen Verbandstagungen sichergestellt werden.
Gefördertes Modellprojekt
Mithilfe des Modellprojekts, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie den Baugewerbeverband Niedersachsen und den Bundesverband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau gefördert wird, soll eine Lösung für das Problem gefunden werden. Pilothaft ist das Vorhaben an der Hochschule Osnabrück, Lehr- und Forschungsbereich Betriebswirtschaft im Bauwesen eingerichtet und adressiert zunächst die Studiengänge Landschaftsbau und Baubetriebswirtschaft. Bereits die ersten Projektmonate haben Erfolge gezeigt, sodass inzwischen mehrere Studierende und Betriebe in einem ersten Matching zusammengeführt werden konnten. Zurzeit finden verschiedene Kooperations- und Schnittstellengespräche sowie ein intensiver Austausch mit Studierenden und Betrieben sowie Verbänden, Kammern, Wirtschaftsförderern, Banken und Beratern statt.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 3/23