Interview mit der Bauma-Chefin
„Das ganze Haus ist mit Herzblut und viel Motivation dabei“
Eine große Aufgabe hat Nicole Schmitt nicht erst ab Ende Oktober vor sich: Sie verantwortet als Exhibition Director bauma 2022 bei der Messe München die Weltleitmesse der Baubranche. Im Interview mit Baugewerbe-Chefredakteur Martin Schrüfer verrät die Managerin, worauf sie sich am ersten Messetag freut, und wagt eine vorsichtige Schätzung zur erwarteten Besucherzahl.
Baugewerbe: Die bauma ist nicht nur für die Baubranche, sondern in Anbetracht ihrer schieren Größe auch generell ein Riesenevent für alle Beteiligten – kribbelt es schon bei Ihnen?
Nicole Schmitt: Absolut. Man arbeitet als Team so lange auf dieses Event hin, mit allen Höhen und Tiefen. Und dann steht man am ersten Tag in einem der Eingänge, die Drehkreuze gehen auf und man sieht so viele Menschen mit einem Lächeln im Gesicht. Auf diesen Moment freue ich mich wirklich am meisten.
BGW: Wissen Sie bereits, wo Sie beim Messeauftakt am 24. Oktober um 9.30 Uhr sein werden? Was steht in Ihrem Kalender?
Schmitt: Wie viele andere Kollegen werde ich wohl auf der Empore im Eingang West sein. Das hat schon fast Tradition bei Messen und insbesondere bei der bauma, dass man diesen Moment der Drehkreuzöffnung am Morgen miterlebt.
BGW: Gibt es etwas Bestimmtes, auf das Sie sich bei der bauma am meisten freuen?
Schmitt: Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beant- worten, da gibt es wirklich viele Dinge. Zum einen freue ich mich, unsere Kunden nach dreieinhalb Jahren wieder als Aussteller hier begrüßen zu können. Und natürlich sind die Exponate und die Live-Demonstrationen auf den verschiedenen Ständen immer ein Highlight. Aber auch unsere neue Innovationshalle LAB0, ein Schmelztiegel aus Industrie, Wissenschaft und Start-up-Szene, ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
BGW: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, nach den vergangenen, messelos-tristen Zeiten wieder auf „Vollgas“ umzuschalten und ein Riesenevent wie die bauma anzugehen?
Schmitt: Natürlich waren die vergangenen Jahre für uns – wie für viele andere Industrien auch – nicht leicht, haben wir doch von heute auf morgen quasi eine Vollbremsung hinlegen müssen. Allerdings hatten mein Team und ich den großen Vorteil, dass früh klar war und auch kommuniziert wurde, dass die bauma in den Oktober 2022 verschoben wird. Das hat nicht nur der Branche, sondern auch uns Planungssicherheit gegeben. Somit konnten wir auch während der Lockdowns weitere Vorbereitungen für die Messe treffen. Nichtsdestotrotz war es, mit all den Unwägbarkeiten, die nach wie vor vorhanden sind, diesmal eine Herausforderung, den Schalter wieder vollends umzulegen und – wie Sie sagen – „Vollgas“ zu geben. Nun liegen wir aber absolut im Plan und das ganze Haus ist mit Herzblut und viel Motivation dabei. Wer wäre das bei einer bauma nicht?
BGW:Einige Aussteller haben im Vorfeld gemutmaßt, dass die kommende bauma „weniger Party, mehr Arbeitsmesse“ sein wird – Zeppelin-Chef Peter Gerstmann sprach gegenüber Baugewerbe von einer „bauma ohne Eventcharakter“. Wie ist Ihr Gefühl diesbezüglich?
Schmitt: Zunächst einmal war und ist die bauma klassischerweise eine Fachmesse, auf der Geschäfte getätigt werden. Aber nichtsdestotrotz laden unsere Aussteller auch in diesem Jahr ihre Kunden zu Abendevents ein, deren Charakter uns natürlich nicht bekannt ist. Darüber hinaus sind, wie bereits erwähnt, auch wieder die traditionellen Livevorführungen vor allem auf dem Freigelände wieder ein fester Bestandteil der bauma. Auch in diesem Jahr werden also Events auf der und zur bauma stattfinden.
BGW: Mit welchen Besucherzahlen rechnen Sie? Wagen Sie den Blick in die Kristallkugel für uns?
Schmitt: Eine valide und seriöse Schätzung, wie viele Besucher wir erwarten, ist derzeit nicht möglich, wobei man sicherlich davon ausgehen kann, dass der Krieg und die generellen Umstände natürlich Einfluss auf die Anzahl der Besucher aus den betroffenen Ländern haben werden. Wir gehen bei der bauma, analog zu unseren anderen Messen, ganz klar von einem Rückgang aus, aber einem moderaten. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass sich die bauma 2022 wie eine „normale bauma“ anfühlen und wieder der Treffpunkt der gesamten Branche sein wird.
BGW: Die bauma widmet sich Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Bergbaumaschinen, Baufahrzeuge und Baugeräten – in welchem Segment haben Sie mehr Aussteller 2022 als 2019, in welchen weniger? Wandelt sich das Bild?
Schmitt: Alles in allem haben wir nahezu das gleiche Bild wie bei der Vorveranstaltung. Natürlich – und das ist ja auch bekannt – wird das ein oder andere Unternehmen in diesem Jahr leider nicht teilnehmen, dafür nutzen andere wiederum ihre Chance, dieses Mal dabei sein zu können. Aber insgesamt haben wir auch 2022 eine sehr konstante Wiederbeteiligung in allen Bereichen. Schwierig stellt sich aufgrund der Umstände China dar, wobei hier die Unternehmen wohl versuchen werden – wo möglich – mit ihren europäischen Gesellschaften zu kommen. Dennoch erwarten wir hier aber einen klaren Rückgang. Und der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass wir keine russischen Aussteller auf der bauma haben werden und alle Verträge diesbezüglich aufgelöst wurden.
Der Beitrag erschien in Baugewerbe 10/22.