Fertigteilbrücken

Brückenbau: Staus ade dank Fertigteilbauweise?

Eine Brücke sanieren oder neu bauen ohne große Staus und nervige Umleitungen – geht das? Das will das Land Nordrhein-Westfalen mit dem Bau von zwei Fertigteilbrücken herausfinden. Der Zement stammt aus dem HeidelbergCement-Werk Geseke.

Mit dem Bau von zwei Brückenbauwerken an der L518 zwischen Werne und Hamm erkundet die Straßen.NRW das Potenzial der Fertigteilbauweise im Brückenbau. © HeidelbergCement AG / Steffen Fuchs

Viele der mehr als 10.000 Brücken in Nordrhein-Westfalen stammen aus den 1960er und 1970er Jahren und sind sanierungsbedürftig, manche sogar zu erneuern. „Wir sind in Nordrhein-Westfalen wegen des hohen Verkehrsaufkommens besonders stark betroffen. Da wir für die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Brücken zuständig sind, müssen wir uns natürlich Gedanken machen, wie wir Brücken so sanieren oder erneuern, dass der Verkehr dabei möglichst wenig beeinträchtigt wird“, erklärt Gregor Ellerkamp, Projektleiter Brückenbau bei Straßen.NRW, dem Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen.

Das Ziel: weniger Sperrtage
Eine Alternative ist die Fertigteilbauweise. Ob diese mehr Effizienz bringt und wie das Ganze in der Praxis laufen kann, erkundet Straßen.NRW derzeit im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem Bau von zwei Brückenbauwerken an der L518 zwischen Werne und Hamm. Die Idee: Oberhalb der in konventioneller Bauweise hergestellten Gründung werden die Betonbauteile der Widerlager, Flügel und Überbauten vorgefertigt. Wenn erkennbar ist, wann die Produktion der Fertigteile ab geschlossen ist, werden parallel dazu die alten Brücken abgebrochen und die Gründungen hergestellt. Bei der konventionellen Bauweise kostet allein die Herstellung der Schalung und Bewehrung vor Ort viel Zeit. Zeit benötigt auch der Beton, bis er die nötige Festigkeit hat. „Summa summarum können so viele Tage, im Extremfall Wochen, zusammenkommen“, betont der Projektleiter.

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Diese Zeit konnten sich die Verantwortlichen beim Bau der Wirtschaftswegbrücken Stiegenkamp und Nordbecker Damm über die L518 sparen. Denn die Brückenteile der Überbauten wurden in einer wenige Kilometer entfernten Feldfabrik vorgefertigt.

Durch die Vorfertigung konnten beim Bau der Wirtschaftswegbrücken Stiegenkamp und Nordbecker Damm über die L518 die Sperrtage reduziert werden. © HeidelbergCement AG / Steffen Fuchs

Anforderungen an Zement und Rezeptur
Ende November 2018 wurden die letzten Überbaufertigteile betoniert. Den Beton, insgesamt 375 Kubikmeter, hat TBW Selm geliefert. „Das ist von der Menge und der nötigen Logistik her nichts Besonderes. Außer gewöhnlich waren dagegen die Anforderungen an die Rezeptur. So sollte der Beton die für einen Transportbeton eher unübliche Festigkeitsklasse C60/75 haben“, erläutert Stefan Lütke Volksbeck, Vertrieb TBW Selm.

Einerseits sollte während des Aushärtens nicht zu viel Wärme freigesetzt werden, andererseits die Festigkeit nach zwei Tagen erreicht sein. „Letztlich haben wir aber die Gratwanderung gemeistert und die geforderten Parameter eingehalten; auch die Logistik und die enge Abstimmung mit dem Zusatzmittellieferanten lief reibungslos“, so Volksbeck.

Kontrollen für Materialanforderungen
Allerdings machten die Materialanforderungen eine engmaschige Qualitätskontrolle notwendig. „So haben wir im Rahmen der Gütekontrolle jede Silozug-Lieferung beprobt. Hierbei ergaben sich nur sehr geringe Schwankungen, was die bekanntermaßen hohe Gleichmäßigkeit unserer Zemente bestätigte“, sagt Franz Jäger, Produktmanager Transportbeton bei Heidelberg-Cement.

Dass die Fertigbauweise eine Alternative zu herkömmlichen Bauweisen sein kann, meint auch Bauleiter Christian Gniechwitz: „Ich persönlich finde die Fertigteilbauweise gut. Für ein abschließendes Resümee ist es allerdings noch zu früh, da das Projekt noch läuft. Sobald es abgeschlossen ist, werden wir uns mit den Kollegen von Straßen NRW zum Erfahrungsaustausch zusammensetzen und einen Abschlussbericht verfassen.“

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