Betonbau
Schalungen von Meva - Eyecatcher aus einem Guss
Mit der Entwicklung moderner Betonrezepturen und Schalungen aus unterschiedlichen Materialien ist die Betonage hoher, filigraner und eng bewehrter Bauteile mit hoher Qualität möglich geworden. Bei einem Neubau an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart wird die Wendeltreppe in Sichtbeton zum Hingucker.
Bei neuen Bauprojekten setzen Architekten oft Sichtbeton als gestalterisches Element ein. Die Umsetzung der erhöhten Anforderungen seitens der Bauunternehmer erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl. So wie beim Neubau der technischen Fakultät der DHBW in Stuttgart. Das durch eine gewölbte Glaskuppel einströmende Licht setzt das attraktive Atrium spektakulär in Szene. Zum Blickfang wird die Wendeltreppe, die sich von Geschoss zu Geschoss schräg versetzt emporschlängelt. Sie verbindet die sechs Etagen miteinander und wurde in Sichtbeton der höchsten Klasse SB4 ausgeführt. Zur anspruchsvollen Geometrie kamen außergewöhnliche Anforderungen an die Betonergebnisse hinzu; sie sollten besonders eben sein mit einem gleichmäßigen Farbton und möglichst wenig Arbeitsfugen zeigen.
Sonderschalung millimetergenau geplant
Für die Schalungsplanung war Meva verantwortlich. Details erläutert Jochen Moosmann: „Die Schalung besteht aus einzelnen Volumenkörpern, die wir zuerst dreidimensional entwerfen müssen und dann wieder zerteilen, damit jede Biegung und jeder Winkel exakt zusammenpassen.“ Zur Herstellung war es hier notwendig, eine Fuge zwischen Rampe und Brüstung zu integrieren, die sich gut in das Gesamtbild der Treppe einfügt.
Da die einzelnen Treppenläufe über die Etagen hinausragen und zueinander versetzt sind, war ein ganzheitliches Konzept zur Unterstützung der einzelnen Bauteile nötig. Das Team des Bauunternehmens Ed. Züblin erstellte mit dem Traggerüstsystem MT 60 von Meva einige Podeste, um die Sonderschalung passgenau abzustützen. Diese ließ sich dank detaillierter Planung der einzelnen Teile fast ebenso einfach aufbauen wie das Traggerüst selbst. „Da hat Meva wirklich ganze Arbeit geleistet“, lautet eine Rückmeldung der Bauleitung. Die Bestandteile der Sonderschalung wurden millimetergenau geplant und anhand eines Bauplans beschriftet, um den Aufbau zu erleichtern. Das Traggerüst MT 60 überzeugte wiederum durch einfache Montage – ohne Werkzeug, liegend oder stehend und mit leichten Einzelteilen von maximal 15 Kilogramm Gewicht.
Design-Visionen werden Realität
„Wir setzen die Visionen der Architekten um“, sagt Jochen Moosmann. „Dabei sind wir an die vorgegebene Form gebunden und überlegen, wie sich diese in Einzelteilen am besten betonieren lässt, wie wir sie unterstützen, ankern und wieder ausschalen.“ Rampe und Brüstung der Treppe wurden daher separat geschalt. Auf die flache Schalung der Rampe wirkte nur ein geringer Frischbetondruck, sodass die Maßhaltigkeit auch ohne Anker gewährleistet war. Durch Ankerungen oberhalb und unterhalb der Brüstung blieb diese ebenfalls frei von Ankerlöchern.
Ausgeführt mit Weißbeton und nach den Vorgaben der Sichtbetonklasse SB4 sieht die edle Treppe aus wie aus einem Guss. Um gerade bei dieser hellen Färbung einen gleichmäßigen Farbton zu erzielen, empfiehlt der Deutsche Beton und Bautechnik Verein (DBV), die Bauteilgeometrie so zu planen, dass eine einfache und zügige Betonage möglich ist. Komplizierte Geometrien sollten vermieden werden, um Schalungsanker gleichmäßig anziehen zu können. Bei einer geschwungenen Form ist dies entsprechend kompliziert.
Richtlinien für einheitliche Planungsverfahren
Mit dem Ziel, das spätere Erscheinungsbild klar zu definieren und einheitliche Verfahren zur Planung zu schaffen, haben internationale Verbände und Organisationen eigene Richtlinien erarbeitet. Der DBV liefert dazu mit einem Merkblatt wichtige Informationen. Ähnliche Richtlinien anderer Länder verfolgen dasselbe Ziel. Die Einteilung des DBV in vier Sichtbetonklassen, von SB1 bis zur höchsten Klasse SB4, bietet eine Übersicht zu Anforderungen von niedrig bis hoch sowie zu den zugehörigen Merkmalen. Bei besonderen gestalterischen Anforderungen, etwa im Fassadenbau oder an repräsentativen Bauteilen, empfiehlt der DBV, das gewünschte Sichtbetonergebnis anhand einer Erprobungsfläche festzulegen. So kann die herstellbare Qualität unter den tatsächlichen Rahmenbedingen der Baustelle ermittelt werden.
Beim Thema Sichtbeton spielt, neben der Wahl geeigneter Werkstoffe und Arbeitsmaterialien, vor allem die Abstimmung aller Beteiligten eine wichtige Rolle. Um bei Architekten, Auftraggebern, Planern und Bauunternehmen eine einheitliche Vorstellung zu schaffen, sind gestalterische Merkmale wie Form, Textur, Farbe und vorab schon genau zu definieren.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 3/23