Geschäfte per (digitalem) Handschlag

Kai Ingmar Link,

Neue Wege – Bobbie Baustoffhandel 4.0

Für Alexander Gran, Gründer von Bobbie, hat sich das Durchhaltevermögen ausgezahlt. © Bobbie Baustoffhandel 4.0

Geschäfte per Handschlag – das gibt es in der Baubranche auch heute noch. Alexander Gran und Tim Kuhlmann zeigen, dass das auch virtuell funktioniert.

Es begann auf einem Junggesellenabschied – damals beschlossen Alexander Gran und Tim Kuhlmann, einen Baustoffhandel zu eröffnen, der seine Waren digital vertreibt. Seit 2017 ist Bobbie nun ein Akteur im Baustoffhandel, der Fokus der beiden Gründer und ihres Teams liegt im Augenblick in erster Linie noch auf dem Tief- und Landschaftsbau. Die Erweiterung in Richtung Roh- und Hochbau sei aber schon in Planung, sagt Alexander Gran.

"Gründen ist einfach, das Durchhalten dagegen ist oft schwierig", erklärt Gran weiter. So sei den Gründern zunächst großer Widerstand aus der Branche begegnet. "Wir brauchten am Ende sogar Schützenhilfe vom Bundeskartellamt." Das Durchhaltevermögen hat sich offenbar gelohnt. Seit gut viereinhalb Jahren ist Bobbie nun auf dem Markt und erzielt inzwischen zweistellige Millionenumsätze.

Das Ziel: weniger Aufwand

Alexander Gran und Tim Kuhlmann hatten von Anfang an ein großes Ziel: den Aufwand der Baustoffbestellungen zu vereinfachen. "Der schlimmste Fall war für uns, dass alles so bleibt, wie es ist. Im schlimmsten Fall auf Papier." Papier sei nicht nur nicht nachhaltig, sondern auch eine Fehlerquelle. "An der Lieferkette nehmen nun einmal sehr viele Akteure teil. Dafür braucht es ein einheitliches System", erklärt Alexander Gran. Lieferscheine und andere wichtige Dokumente für die Bauabnahme gebe es daher in verschiedenen digitalen Formaten. "Zum Beispiel als Hybrid-PDF- oder XML-Dateien", gleichzeitig müssen aber auch alle analog arbeitenden Partner eingebunden werden.

Anzeige

Wichtig war Gran und Kuhlmann von Anfang an, dass alle relevanten Informationen für die Kunden schnell verfügbar sind. Der digitale Verkaufsprozess wird Schritt für Schritt automatisiert. Der Weg von der Kundenanfrage bis zur Lieferung an die Baustelle wird als gesamter Prozess beschleunigt und der Service für Lieferanten und Kunden optimiert. "Ein weiteres Ziel ist die Diversifizierung der Absatzkanäle der Hersteller", erklärt Gran. Die digitalen Prozesse sorgten für mehr Transparenz und einen geringeren Aufwand, meint Gran.

So funktioniert Bobbie: Baustoffhersteller können ihre Produkte über die Internetseite von Bobbie anbieten. Bauunternehmer müssen keine Papierkataloge durchsuchen, sondern können digital nach Produkten suchen oder aber erhalten ihre Leistungsverzeichnisse digital bepreist und mit produktinformationen versehen. "Das spart natürlich Zeit und sorgt für mehr Übersichtlichkeit", sagt Gran. Außerdem könne das gewünschte Produkt auf diesem Wege sofort in die Kalkulation einfließen. "Eine regionale Einschränkung bei der Wahl der Baustoffe gibt es bei uns nicht. Unser Netz an Herstellern zieht sich durch ganz Europa", ergänzt der Gründer von Bobbie. Der digitale Baustoffhändler verkauft die Produkte zu einer festen Marge. Daher kann der Hersteller zu einem guten Preis verkaufen und der Käufer Geld sparen. "Wir sind uns bewusst, dass der Grad der Digitalisierung in der Branche noch sehr unterschiedlich ist. Daher setzen wir unterschiedliche Technologien ein", sagt Alexander Gran. Zur Not setze er sich auch selbst an das Telefon, sagt Gran scherzhaft. "In Sachen Digitalisierung sind noch viele Hausaufgaben zu erledigen. Nicht nur von Seiten des Baugewerbes. Ein gutes Stichwort sind die Lieferscheine. Wer will heute die Daten noch abschreiben? Ganz davon abgesehen, dass Papierlieferscheine eine ständige Fehlerquelle sind." Anstatt die Sache auf sich beruhen zu lassen und abzuwarten, ergreifen die Verantwortlichen von Bobbie die Intiative und bieten Kunden und Herstellern an, sich gemeinsam digital weiterzuentwickeln.

Dreistufige Materialbeschaffung

Häufig werden heute As-built-Modelle gefordert. Sprich, alle Informationen über verbaute Materialen müssen erfasst und im digitalen Zwilling des Gebäudes, dem BIM-Modell, gespeichert werden. Während die Nutzung vom BIM in der Planungsphase zunimmt und inzwischen erprobt ist, ist dies in der Bauphase und danach noch keineswegs so. Durch die Integration einer digitalen Beschaffungskette inklusive digitalen Lieferscheinen kann dieser Prozess, der bisher komplet manuell durch den Bauleiter erfolgen muss, automatisiert werden. Auch die digitale Unterschrift der Materialannahme wird übermittelt, zum Beispiel für eine automatische Rechnungsprüfung.

Auch kann demnächst direkt aus dem BIM-Modell heraus bestellt werden, für eine termingerechte Lieferung der Baustoffe; "ganz so, wie es der Kunde braucht", bekräftigt Gran. Dazu integriert das Team von Bobbie Baustoffhandel 4.0 die Beschaffungssteuerung in den digitalen Zwilling. Nicht nur die Planer, sondern auch Baustoffhändler können also von BIM profitieren. "Die Nutzung von BIM für den Baustoffhandel steckt zwar noch in den Kinderschuhen. Das Potenzial können wir aber schon erkennen und nutzen."

Starke Partner an der Seite

Eine ganze Reihe von illustren Baustoffherstellern haben bereits eine Kooperation mit dem digitalen Händler geschlossen. Darunter Knauf, Fränkische und Firestone. Damit Bobbie auch in Zukunft noch besteht, haben sich Alexander Gran und Tim Kuhlmann verlässliche Partner an Bord geholt. Mit den Gesellschaftern der Bamaka, des BRZ und der HGC an der Seite sind sich die Geschäftsführer sicher, für die Zukunft gewappnet zu sein.

Dieser Artikel erschien zuerst in Ausgabe 06_23.

Anzeige
Jetzt Newsletter abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Newsletter bestellen

Immer auf dem Laufenden mit dem Baugewerbe Newsletter

Aktuelle Unternehmensnachrichten, Produktnews und Innovationen kostenfrei in Ihrer Mailbox.

AGB und Datenschutz gelesen und bestätigt.
Zur Startseite