Baustoffe

Petra Born,

Klimaneutrale Mauer

Mauerwerk ist ein CO2-Speicher. Das bestätigt das Fraunhofer Institut für Bauphysik und die TU München. Ihre Studie unterstreicht das CO2-Speicherpotenzial von Mauerwerk. Die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau plädiert dafür, dieses Potenzial in der Lebenszyklusbewertung zu berücksichtigen.

Nachweis des Prozesses der Recarbonatisierung im Kalksandstein durch Phenolphthalein. © DGfM

Dass auch Baustoffe wie Mauerwerk eine CO2-Speicherwirkung haben, stand beim öffentlichen Nachhaltigkeitsdiskurs bisher wenig im Fokus, obwohl die materialtechnologischen Hintergründe der Recarbonatisierung bekannt und unstrittig seien, bemerkt Dr. Sebastian Pohl von LCEE Life Cycle Engineering Experts. Recarbonatisierung – also die Fähigkeit, CO2 zu binden – betrifft alle zement- und kalkgebundenen Baustoffe, die über den Produktlebenszyklus das bei der Herstellung von Zement und Branntkalk freigesetzte CO2 aus der Umgebungsluft aufnehmen und speichern. Diese Bindung bleibe auch beim Abbruch der Gebäude erhalten.

Ein wesentliches Bewertungssystem für die Treibhausgasneutralität sind Ökobilanzierungen, die das Gebäude über seinen gesamten Lebenszyklus betrachten. Hier sind Aspekte der Senkung von Treibhausgasemissionen und der CO2-Speicherung im Gebäude mit zu berücksichtigen. Innerhalb der Studie „Potenziale im Mauerwerksbau“ des Fraunhofer Instituts für Bauphysik sowie der TU München wurden anhand von Typengebäuden (Mehrfamilien- und Einfamilienhaus) lebenszyklusorientierte Ökobilanzierungen durchgeführt. Über Betrachtungszeiträume von 50 und 80 Jahren wurden Gebäude aus verschiedenen Wandbaustoffen untersucht; demanch sei eine Umsetzung klimaneutraler Gebäude auch im Mauerwerksbau gegeben: Hierzu sind für die Mauerwerksprodukte unter anderem deren Langlebigkeit, die Effekte aus Recarbonatisierung sowie klimafreundliche Rezepturen zu berücksichtigen.

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Mehr als 40 Prozent aller Wohnungsbauten werden in Deutschland aus zement- und kalkgebundenen Mauersteinen errichtet. Anteilig entfallen rund zehn Prozent aller Treibhausgasemissionen auf die Konstruktionen aus Mauerwerk, fast zwei Drittel werden durch die Gebäudenutzung mit dem heutigen Energiemix verursacht. So wird deutlich, worauf es ankommt: Die Gebäude selbst sollten mit weniger Energie und möglichst vollständig mit erneuerbarer Energie genutzt werden. Dr. Hannes Zapf, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), plädiert dafür, das Potenzial von Mauerwerk zu nutzen: „Seit über 125 Jahren speichern mineralische Baustoffe CO2 ein und geben es nicht mehr ab. Mauerwerk kann deshalb in Zukunft einen entscheidenden Beitrag zum klimapositiven Bauen leisten.“

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 1-2/23

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