Aus Baugewerbe Unternehmermagazin 4\2020

Oliver Willms,

Frischzellen für den Bau-Schweden

Volvo Trucks bringt mit dem neuen FMX frischen Wind in den Bau-Lkw-Markt. Der geländegängige Schwede mit komplett überarbeitetem Fahrerhaus in mehreren Varianten und zahlreichen Sicherheitsfeatures schultert sogar schwerste Lasten.

Der neue FMX – ein Schwerlastprofi für die Baubranche. © Volvo Trucks

Traditionell wird dem FMX im Volvo-Lkw-­Programm immer schon die Rolle des Schwerarbeiters zugespielt. Immerhin kann der nordische Bau-Profi bis zu 150 Tonnen Gesamtzug­gewicht über die Straßen ziehen. Doch zum Stapellauf der neuen Lkw-Generation in diesem März musste der robuste Schwede tatsächlich die ganze Last der Firma schultern: Auf dem überlasttauglichen Chassis eines FMX-Vierachsers mit Dreiachs-Hänger im Schlepp thronten das FH16-Flaggschiff als Sattelzug, ein ausgewachsener FH-Straßen-Lkw und der neue FM-Mittelschwergewichtler.

Und um tatsächlich auch die ganze Verantwortung des Nutzfahrzeug-Konzerns auf den Rücken des FMX zu laden, gab sich sprichwörtlich „on the top“ noch Volvo-Trucks-Präsident Roger Alm als veritable Gallionsfigur auf der Spitze des knapp 60 Tonnen schweren Nutzfahrzeug-Gipfels die Ehre. Er knüpfte an die Tradition seines Vorgängers Claes Nilsson an, der sich bereits auf einem senkrecht nur an der Maulkupplung an einem Hafenkran hängenden FMX wagemutig in Werbe-Szene setzte. Der spektakuläre Stunt war quasi der Eröffnungs-Showact für eine Weltpremiere, die wegen des Ausbruchs der Corona-Seuche nur noch virtuell im Internet stattfand.

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FH und Topmodell FH16 wurden im Rahmen einer Modellpflege außen wie innen modernisiert. Der mittelschwere FM, der vor allem im Baustofftransport gern als Alternative zum schweren und teureren FH gewählt wird, bekam eine von Grund auf neu kon­struierte Kabine auf den Rahmen gesetzt, die er sich ab sofort mit dem Offroad-Experten FMX teilen wird.

Komplett neues Fahrerhaus
Mit dieser Kabine merzt Volvo Trucks die bislang kritisierten Platzverhältnisse aus. Damit schließt der Bau-Schwede ebenso wie sein Zulieferer FM an modernste Konstruktionen auf dem europäischen Offroad-Lkw-Markt an. Ismail Ovacik, Chefdesigner Außendesign bei Volvo Trucks, erläutert die Strategie: „Das komplett neue Fahrerhaus verfügt über eine Frontpartie mit leicht austauschbaren robusten Teilen, Scheinwerferschutz und V-förmigen Scheinwerfern optional mit LED-Technik. Um den Fahrern das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, haben wir Trittstufen mit rutschhemmender Oberfläche entwickelt.“ Außerdem befinden sich an beiden Seiten der Türöffnung robuste Haltegriffe aus Metall für den absturzsicheren Zugang. Außen ist es möglich, über eine vergleichsweise große Seitenleiter vom Fahrersitz direkt zum rückwärtigen Außenbereich des Fahrerhauses zu gelangen. Das vereinfacht die Überprüfung der Ladung und deren Verteilung auf der Ladefläche.

Ein Kubikmeter mehr Innenraum
Im Innenraum bietet der FMX bereits in der kurzen Tagesfahrerhausversion deutlich mehr Raumgefühl als der bewährte Vorgänger. Mit 1,64 Meter Innenhöhe und immer noch 1,20 Meter lichte Höhe über dem Motortunnel kommt keine Beklommenheit auf. Dazu trägt die nun im Stil der FH-Typen wieder steilstehende Frontscheibe bei. Auch die A-Säule steht steiler im Wind, und der Einstieg gestaltet sich leichter als beim Vorgänger. Rund einen Kubikmeter mehr Innenraum kann die neukonstruierte Kabine ihren Passagieren bieten. Das tief auf den Rahmen gesetzte Fahrerhaus bedingt zwar immer noch einen vergleichsweise mächtig in den Innenraum ragenden Motorkasten, dafür ist der Fahrer mit entsprechend kürzerem Aufstieg schnell in der Kabine. Das ist gerade bei Kipperfahrten mit vielen Ab- und Aufladeplätzen von praktischem Vorteil. Auch an den Bau-Fahreralltag haben die Schweden gedacht: 800 Liter Stauraum in der Kabine bieten Platz für Handschuhe, Stiefel und Jacken. An der Rückwand zwischen den Sitzen befindet sich ein oberes Staufach mit Jalousietüren mit 60 Liter Fassungsvermögen, das Platz für beispielsweise zwei Helme bietet. Direkt am Fahrerplatz genießt man das neue Raumgefühl, die Variabilität der Lenkradeinstellungen und die mittels neuer Rückspiegel verbesserte Rundumsicht um die Fuhre. Wer noch mehr Überblick benötigt, kann auf die Dienste einer als Option erhältlichen Kamera auf der Beifahrerseite setzen.

In dem wahlweise mit Airbag ausgerüsteten ­Lenkrad sind Elemente für eine sichere und komfortable Bedienung von Geschwindigkeitsregelung, Telefon- und Funkfunktionen sowie der Menüs der Instrumentenanzeige und des zusätzlichen Displays integriert. Im Rahmen des Fahrerhausneubaus wurde das Armaturenbrett komplett erneuert. Mehr Ablagefächer, neue Farben und ein moderner, digitalisierter Instrumentenblock gehören zu den Zutaten im FMX-Haus. Auf dem Armaturenbrett sitzt eine dynamische Zwölf-Zoll-Instrumentenanzeige, auf der alle relevanten Informationen sichtbar sind und zwischen vier verschiedenen Bildschirmansichten gewählt werden kann. Das Display ist für Anzeigeaktualisierungen und Connected Services vor­bereitet. Als Extra gegen Aufpreis bekommt der 2020er FMX ein zusätzliches, neun Zoll großes LCD-Display für Infotainment, Navigationsunterstützung, Transportinformationen und Kameraüber­wachung bei Rückwärtsfahrt. Ganz im Stil der jüngsten digitalen Mode lassen sich die diversen Anzeigen entweder über Lenkradtasten, Touchscreen-Berührung oder per Sprachbefehl abrufen. Es stehen mehrere Fahrerhausvarianten im An­gebot – vom kurzen Tagesfahrerhaus bis zur langen Hochdach-Schlafkabine für Langstrecken. Für Spezialeinsätze abseits der Straßen lässt sich auch ein neunschwänziges Crewcab ordern.

Zusätzliche Traktionshilfe aktivierbar
Einen praxisnahen Weg beschreitet der FMX mit dem Drehregler für die Traktionssteuerung. Hier werden nacheinander die Differenzialsperren und zuschaltbaren Achsen aktiviert, sodass der Fahrer in kniffligen Situationen zusätzliche Traktionshilfe aktivieren kann. Auch beim Thema Assistenzsysteme fährt dieser Volvo in der ersten Liga mit. Bei der Straßenfahrt unterstützt der FMX seine Besatzung mit einem Abstandsregeltempomat, der über alle Geschwindigkeiten bis zum Stillstand das Fahrzeug sicher auf Distanz oder zum Halten bringt. Der Bremstempomat sorgt im Gegenspiel dafür, dass bei flotter Talfahrt die vorher festgelegte Höchst­geschwindigkeit nicht unfreiwillig überschritten wird. Das elektronisch gesteuerte Bremssystem (EBS) als Grundvoraussetzung für Sicherheitsfunktionen wie Kollisionswarnung mit Notbremse und elektronische Stabilitätskontrolle gehört jetzt bei allen FMX zur Serienausstattung.

Für Einsätze mit häufigem Straßenfahranteil gibt es die Volvo Dynamic Steering mit Spurhalteassistent und Stabilitätsassistent als Extra. Ein Neben­effekt der Fahrzeug-Digitalisierung ist eine Verkehrsschild-Erkennung, das auf Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote und Straßenart mit einer Meldung reagiert.

Auch die Bedienung des serienmäßigen, automatisierten I-Shift-Getriebes bietet neue Erlebnisse. Der kompakte Bedienknüppel rechts neben dem Fahrersitz schrumpfte auf eine knuffige, griffsympathische Größe, die auch beim Gang durch die Kabine nicht allzu sehr im Weg steht. Das ist dann wichtig, wenn man das längere Fernverkehrs-Fahrerhaus mit Schlafliege auf Langstreckentransport als Wohnzimmer nutzt. Hier sitzt die Liege im FMX nun höher, unter der Bettstatt bietet ein größeres Staufach zusammen mit der Staubox oben ausreichend Platz für Gepäck, Schlafsack und sonstige Fahreruten­silien. Volvo weist auch auf die verbesserte Kabinenisolierung hin, die Kälte, Hitze und Lärm abschirmt. Fazit zum Fahrerhaus-Neubau: Hier sitzt alles recht griffsicher am Platz. Die An­­zeigen und die wenigen verbliebenen Schalter entsprechen dem Volvo-typischen einfach-klaren und griffsicheren Design, das auf Nutzwert ausgerichtet ist.

58 Tonnen auf der Waage
Es gibt aber nicht nur in der Kabine des FMX Neuheiten zu entdecken. Beim Doppelachsaggregat der schweren Typen lassen sich mit robusteren Querträgern, Federpaketen und vergrößerten Gummilagern mit 38 Tonnen Achsdruck nunmehr sechs Tonnen zusätzlich schultern. Zusammen mit der Bauluftfederung, die eine Achslast von zehn Tonnen bewältigt, darf so der 8x4-FMX technisch 58 Tonnen Gesamtgewicht auf die Waage bringen. Das sind stattliche 26 Tonnen über dem straßenzulassungsbedingten Limit und eine starke Ansage für Schwerlasttransporte. Hier liegt die Latte nun bei 150 Tonnen Gesamtzuggewicht, die der FMX – die passende Motorisierung vorausgesetzt – bewegen kann. Antriebsseitig greifen die Schweden bei diesem Fahrzeug auf die bewährten Triebwerke in Euro-6D-Abgasqualität zurück. Die beiden Reihensechszylinder mit elf und 13 Liter Hubraum ge­­hören zu den modernsten Triebwerken ihrer Klasse und mobilisieren Höchstleistungen von 330 bis 460 im Elfliter- sowie 420 bis zu stattlichen 540 PS im 13 Liter großen Common-Rail-Triebwerk.

Auch bei der Wendigkeit hat der FMX zugelegt: Bei gelenkter Vor- oder Nachlaufachse wurden die Lenkwinkel vergrößert, um die Manövrierfähigkeit und last but not least auch den Reifenverschleiß zu optimieren. „Unsere Kunden aus der Baubranche sehen sich immer größeren Anforderungen gegenüber, sich in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz, Sicherheit und Produktivität zu verbessern“, berichtete Roger Alm, Präsident von Volvo Trucks, kurz bevor er todesverachtend auf den Lkw-Gipfel seiner Produktneuheiten stieg. Denn neben kräftigen Lkw gehören starke Typen an der Konzernspitze schon fast zur DNA des Hauses.

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